Was bedeutet Raku?

Zur Geschichte:

Der Ursprung des Raku steht in engem Zusammenhang mit dem Zen-Buddhismus und der Teezeremonie in Japan.
Hier drückt sich die Liebe des Japaners zur Natur, zu Gewachsenem, zur Schlichtheit aus. Für die Teezeremonie werden einfach, natürliche Gefäße und Geräte besonders geschätzt.
Diese Liebe zum Einfachen war so groß, dass auch misslungene oder geflickte Gefäße hohe Wertschätzung genossen, wohingegen feine Porzellanarbeiten und reich dekorierte Ware als ungeeignet für die Teezeremonie galten. Derbe Beschaffenheit und Unregelmäßigkeit wurden als besonders wünschenswert erachtet.
Sen-no Rikyu, ein Teemeister des 16. Jahrhunderts, der am Hofe des Shogun Tojotomi Hideyoshi arbeitete, prägte die japanische Teezeremonie in ihrer noch heute gültigen Form.
Teetrinken als Einstimmung in die Meditation - Teezeremonie als eigene Meditation.
Gespräche über ästhetische, natürliche oder die Natur darstellende Gebild sind ein wesentlicher Inhalt meditativer Betrachung - eine Blume, ein trockener Ast, eine Tuschzeichnung, die letzten Tropfen Tee, die sich am Boden der Teeschale sammeln, die Teeschale selber.
Die niedrig gebrannte Irdenware des Töpfers Tanaka Choijros (1512-1592) entsprach der Vorstellung des Teemeisters Sen-no Rikyu. Choijros Teeschalen genossen höchste Anerkennung. Vom Shogun Hideyoshi wurde ihm ein goldenes Siegel mit der Inschrift "Raku" verliehen, das bedeutet soviel wie: "Wohlgefühl", "Freude", "Glück"...
Die Kunst des Raku hat sich seit dem 16. Jahrhundert in Japan beständig erhalten. Doch erst 300 Jahre später wird sie, nicht zuletzt von Bernard Leach, entdeckt und nach Europa gebracht.
In den vierziger Jahren unseres Jahrhunderts wird Raku in den USA bekannt und in den sechziger Jahren hat Raku endgültig Amerika erobert. Die Amerikaner, in ihrer Unbefangenheit, haben es eher als wir Europäer fertiggebracht, Raku vom ursprünglichen Kult der Teezeremonie und dem Zen-Buddhismus zu lösen und dieser Keramik neue, westliche Inhalte zu geben.
Geblieben ist die natürliche Einfachheit, zu der diese Keramik zwingt, die Faszination, in ständigem Kontakt mit dem eigenen Produkt zu bleiben und nicht zuletzt der Reiz, dem Zufall eine Chance zu lassen.

Zur Herstellung:

Die Raku-Ware wird bei 900-1000 Grad vorgebrannt (Schrühbrand). Die geschrühten Gefäße werden glasiert und sorgfältig getrocknet. Der darauffolgende Glatt- oder Glasurbrand erfolgt auf "Sicht", d. h. die Gefäße werden während des Aufheizens beobachtet, bis die Glasur glänzend und flüssig erscheint. Ist dies der Fall, werden die Gefäße in glühendem Zustand einzeln mit Zangen dem Ofen entnommen und daraufhin in Sägemehl, Laub, Papierschnitzel o.ä. unter Luftabschluß zum Nachreduzieren bwz. Räuchern gelegt oder direkt in Wasser abgekühlt.
Das durch die plötzliche Abkühlung enstandene Craqueléenetz wird durch die Reduktion im schwelenden Sägemehl schwarz. Auch die von Glasur freigebliebenen Stellen des Gefäßes werden schwarz. Färbende Metalloxide in der Glasur (z.B. Kupferoxid) erzeugen durch die Reduktion häufig metallische, irisierende Effekte.
Nie wird man zwei Rakugefäße finden, die einander vollkommen gleichen, jedes hat seine eigene Entstehungsgeschichte, seinen eigenen Ausdruck in Form, Farbe und Textur. Selbst jedes einzelne Stück bietet aus verschieden Perspektiven einen jeweils anderen Blick.

Auszüge aus:
Annette Krause "Töpfern in der Raku-Technik", 
Hugo Munsterberg "Zen-Kunst" "Keramik creativ".